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Seeliges Nichtstun in Mackay

p1110875_v1Nach einsamen Tagen voller Kuhweiden, Sonne und Huegeln, sind wir endlich wieder unter Menschen. Wir kommen bei unserem Gastgeber Peter an, als er gerade unterwegs ist, aber laut seiner SMS sollen wir es uns schon mal gemuetlich machen. Er und seine Frau Jacki leben in einem tollen Queenslander Haus und wir fuehlen uns in dem luftigen Gebaeude zwischen Palmen und Bananenbaeumen sofort wohl.

Am ersten Abend nimmt uns Peter zu einem gemuetlichen Treffen mit ein paar Freund_innen mit. Alle sind irgendwie im umweltpolitischen Bereich aktiv und es ist spannend, sie mit Bier und selbstgemachter Pizza kennenzulernen. Leider bin ich nach den letzten Tagen auch ziemlich muede, so dass wir uns relativ frueh schon wieder verabschieden.

p1110847Am naechsten Tag, nach einem langen Fruehstueck, radeln wir alle gemeinsam an den Fluss wo ein Botsrennen mit lustigen selbstgebauten schwimmbaren Untersaetzen stattfinden sollte. Und lustig war es tatsaechlich – verschiedene Gruppen (Firmen, Uni, Vereine) haben Boote zusammengeschustert und bewerfen sich gegenseitig mit verfaultem Gemuese bevor sie eine kleine Runde ueber den Fluss schippern.

p1110863Danach radeln Torsten und ich fuer eine Weile auf wunderschoenen Rad- und Fusswegen am Fluss entlang und entdecken unterwegs den botanischen Garten. Aber irgendwie sind wir heute beide extrem muede und nicht so sehr in Entdecker_innenlaune. Also entschliessen wir uns, Essen einzukaufen und dann wieder ‘nach Hause’ zu fahren und zu entspannen. Und genau das tun wir: Mit ein oder zwei Kaffees und einem Buch, das ein ehemaliger Gast in unserem Zimmer gelassen hat, mache ich es mir auf dem Balkon gemuetlich und lese.

p1110861Manchmal faellt es mir auf Reisen schwer, ohne schlechtes Gewissen nichts zu tun. Es gibt immer etwas zu sehen, neue Staedte zu entdecken, mehr Wege zu erwandern, andere Straende zu geniessen und neue Menschen zu treffen. Aber wie ich schon sagte, unsere Reise fuehlt sich in letzter Zeit manchmal ein bisschen wie ein Vollzeitjob an, weil wir konstant Dinge tun. Und ich brauche mehr Zeit, um Erlebnisse zu verarbeiten – genau wie mein Koerper Pausen braucht, um wieder Energie zu schoepfen. So werden wir in den naechsten Tagen nicht viel tun, ausser Lesen, mit unseren grosszuegigen Gastgeber_innen reden, Essen und Kaffee trinken. Wieder mal genau das was wir brauchen.

Auf der Suche nach meiner Motivation

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Wunderschoene leere Strasse

Wie immer wollen wir von den Autobahnen weg und folgen daher Peters (unser zukuenftiger Gastgeber) Empfehlung, die alte Marlborough-Sarina Strasse in Richtung Mackay zu fahren.

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Tote Schlange

In den naechsten Tagen werden wir den alten Highway lang fahren, wenige Autos, dafuer viele Kaengarus und eine Schlange sehen. Wir werden viel Sonne abbekommen, unzaehlige Huegel rauf und runter fahren, mit Gegenwind kaempfen und schliesslich Bruce kennenlernen. Und mittendrin bekomme ich eine Lektion in Sachen Motivation.

Bevor es losgeht, machen wir einen Grosseinkauf, da es in den naechsten Tagen keine richtigen Einkaufsmoeglichkeiten gibt und schleppen am Ende viel zu viele Lebensmittel mit uns rum. Und wie ihr wisst, bin ich ein bisschen verrueckt, wenn es um Essen geht.

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Ausgetrocknete Weideflaechen

Wir geniessen den ersten Tag auf den ruhigen Strassen und merken, wie es um uns rum immer trockener wird. Die Wasserloecher, die uns Peter zum Schwimmen empfohlen hat, koennen wir nicht finden. Hier hat es lange nicht mehr geregnet. Es gibt wenig Schatten und die Sonne ist unglaublich stark. Als wir eine Pause machen, haelt jemand an, um ein bisschen zu reden und so lernen wir Bruce kennen.

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Bruce macht ein Foto von uns

Er ist auf dem Weg zu einem Arbeitstreffen und bevorzugt genau wie wir die ruhigere Strasse. Und wir koennen unser Glueck kaum fassen, als er seine Kuehltasche aufmacht und uns einen Eiskaffee ueberreicht! Ganz im Ernst – bei diesen Temperaturen gibt es nichts besseres als ein eisgekuehltes Getraenk! Und Bruce verspricht uns sogar, sich am naechsten Tag auf seinem Rueckweg nochmal mit uns zu treffen. Wow!

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Bruce und Torsten

Am Abend kommen wir in Clarke Creek an, einem kleinen Dorf inmitten von grossen Kuhweiden. Die Schuldirektorin erlaubt uns, unser Zelt im Schulgarten aufzustellen – wie cool!

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Zelten im Schulgarten

Am naechsten Tag versuchen wir frueh aufzustehen, um die Mittagshitze zu vermeiden. Naja, immerhin schaffen wir es, um 8 Uhr loszukommen, das ist schon gut fuer uns. Das Radeln am Morgen ist angenehm, da es noch nicht so heiss ist. Je spaeter es wird, desto mehr kaempfe ich aber.

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Huegel in der Ferne

Weit weg von anderen Menschen und von Wasser und dazu der konstante Gegenwind und die nie endenden Huegel in der bruetenden Sonne – das ist mit der Zeit ganz schoen anstrengend. Ich habe keine Lust mehr, moechte nur noch meckern und lasse das auch Torsten wissen. Mehrfach.

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Trockenes Land

Ich finde alles ziemlich doof, bis ich auf einmal merke, dass es diesmal nicht mein Koerper ist, der mit der Herausforderung nicht zurecht kommt. Im Gegenteil zum Anfang dieser Tour, wo ich waehrend Steigungen oft anhalten musste, um meinen Beinen eine Pause zu goennen, ist mein Koerper nicht muede. Klar, die Sonne ist anstrengend, aber meine Beine sind okay. Es ist meine Motivation, die nicht so ganz mitmacht. Und da Torstens Versuche, mich aufzuheitern nicht so ganz erfolgreich sind, merke ich, dass ich was an meiner Einstellung aendern muss, um die Tour weiter zu geniessen.

Und so versuche ich mich an verschiedenen Motivationsstrategien, an die ich mich gar nicht mehr im Detail erinnere. Was wohl am meisten veraendert, ist die Erkenntnis selbst. Und dass ich meine Gefuehle erstmal von der Schlussfolgerung trenne. Vorher habe ich mich schlecht gefuehlt und hatte keine Lust mehr, weil ich dachte, dass ich muede bin und dass das alles zu anstrengend fuer meinen Koerper ist. Und demzufolge konnte ich nicht mehr weiter fahren. Jetzt bin ich immer noch muede von der Sonne, aber meine Muskeln sind wach und ich merke, dass ich Dinge finden muss, mit denen ich mich beschaeftigen kann. Gute statt schlechte Gedanken. Normalerweise ist das kein Problem, weil es genug Ablenkung gibt. Nur hier – weit weg von allem – mit einer Landschaft, die sich nicht viel veraendert und immerwaehrenden Huegeln und Gegenwinden kann das schon mal langweilig und frustrierend sein.

Aber dann treffen wir Bruce wieder und er hat uns diesmal gekuehlten Joghurt mitgebracht (mmmhhh!!!) und isotonische Getraenke aus dem Kuehlfach. Danke Bruce!

Und am Abend, nach einem langen langen Tag, treffen wir zwei Camper, die auf der Suche nach seltenen Voegeln sind. Es ist ganz wunderbar, sich mit ihnen zu unterhalten, zu lachen und Geschichten zu teilen. Und mir faellt auf, dass das einfach alles besser macht. Mein Mangel an Motivation liegt auch an dem Mangel an Menschen in den letzten Tagen. So schoen es allein in der Natur ist – umso schoener ist es dann, das mit anderen Menschen zu teilen!

Fahrradpause und Regen

Heute steht Ausruhen im Vordergrund: Gestern war zu anstrengend und ich brauche ein oder zwei Tage ohne Fahrradfahren. Daher ist unser heutiges Ziel, zu dem angedachten Zeltplatz von gestern zu fahren und den restlichen Tag nichts zu tun. Natuerlich habe ich einen Platten und so wird der Morgen erst mal mit Flicken verbracht. Relativ spaet machen wir uns dann gegen 11 Uhr auf den Weg, aber wir haben heute ja auch keine Eile. Nach kurzen und wunderbar flachen 13km kommen wir im Bush Chooks Travellers Village an und von da an passt einfach alles. Chris, der Eigentuemer heisst uns mit einem herzlichen Lachen willkommen und ich fuehle mich sofort wohl und zuhause.

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Rasen fuer Zelte mit Pool im Hintergrund

Wir stellen unser Zelt auf und ich mag den Aufbau des Campingplatzes: Es sieht wirklich wie ein kleines Dorf aus – mit einem Stueck Gras fuer Zelte und Wohnmobile in der Mitte und einige kleine Huetten drum rum. Und das wichtigste – es gibt eine perfekt ausgestattete Campingkueche! Das ist eine willkommene Abwechslung zu unserem kleinen Kocher. Ich glaube wir ueberlegen hoechstens 5 Minuten bevor wir uns entscheiden, zwei Naechte zu bleiben.

p1110703Und dann machen uns Chris und seine Frau das beste Geschenk: Sie lassen uns fuer den selben Preis, den wir mit Zelt bezahlt haetten, in einer kleinen Huette mit echtem Bett und eigenem Badezimmer uebernachten!

Best relaxing stay at Bush Chooks Travellers Village with Free Upgrade from Tent to a comfortable bed with...
Wunderbar erholsamer Kurzurlaub im Bush Chooks Travellers Village mit bequemen Bett…
... our own bathroom!!!
… und eigenem Badezimmer!!!

Zu diesem Zeitpunkt fuehle ich mich wie im Himmel! Und so verbringen wir die naechsten Tage mit viel Nichtstun, Essen und ein bisschen Bloggen, Arbeiten und noch mehr Essen. Das ist alles was wir gerade brauchen. Danke, Chris!

Die beiden darauffolgenden Tage sind einfach, weil es fast ausschliesslich flach ist. Wir radeln ungefaehr 100km bis Gladstone und lernen auf dem Weg, dass Trivia Games (Ratespiele) beim Wachbleiben auf der Strasse helfen.

p1110707Bis jetzt hatte ich auf dem Fahrad wenig Probleme, wach zu bleiben, aber wer weiss ;). Ansonsten radeln wir auf einer Schnellstrasse und es passiert wenig ausser… Regen! In unserer ganzen bisherigen Fahrradtour, sind wir – bis auf ein wenig Nieselregen in den ersten beiden Tagen – nicht wirklich nass geworden. Der Regen ist also eine willkommene Abwechslung zu der heissen Sonne und wir geniessen die warmen Tropfen auf der Haut. Es ist ein ganz leichter aber sehr dichter Regen, so dass wir im Laufe des Tages mehrmals voellig nass werden, nur um dann in der Sonne und im Wind wieder schnell zu trocken und von vorne… Aber ich bin sehr dankbar mal eine Sonnenpause zu haben – wer haette das gedacht!

In Gladstone treffen wir unseren Gastgeber Stephen, der ein grosses Haus hat und viele Couchsurfer willkommen heisst. Es ist entspannt, mit ihm zu reden, zu essen und ein bisschen von seinen diversen selbstgemachten Alkoholika zu probieren ;). Leider ist ein Abend viel zu kurz, um noch dazu sein Freiluftkino auszuprobieren. Das hat Stephen selbst gebaut und ich habe grosse Lust, sowas auch zu machen, wenn ich irgendwann in den naechsten Jahren mal laenger an einem Ort bin.

Als wir aus Gladstone rausfahren, haben wir eine komische Begegnung: Wir halten auf dem Seitenstreifen einer ziemlich ruhigen Strasse an, um ein Foto zu machen. Schliesslich bemerken wir einen Mann in einem Auto, der direkt hinter uns mitten auf der Strasse anhaelt und nicht weiterfaehrt. Wir machen weiter Fotos und er wartet weiter. Irgendwann wundern wir uns ein bisschen und fragen uns, ob er sich wohl daran stoert, dass wir Fotos auf dem Seitenstreifen machen. Momentan ohne grosses Interesse an einer Diskussion schieben wir die Raeder auf das Gras neben der Strasse. Daraufhin ueberholt er uns, haelt wieder an, steigt aus und kommt zu uns.

Er: “Wisst ihr, dass ich euch nicht ueberholen darf, wenn ihr auf dem Seitenstreifen steht? In der Mitte der Strasse ist eine durchgezogene Linie und da darf ich nicht drueber fahren und ich muss euch einen Meter Platz geben.”

Ich: “Es tut mir leid, aber das stimmt nicht. Wir haben das gerade erst auf der offiziellen Seite der Regierung von Queensland nachgeschaut. Sie duerfen ueber einfache und doppelt durchgezogene Linien fahren, um Fahrradfahrer_innen einen Meter Platz zu geben.”

Er: “Nein, das stimmt nicht. Da sind Sie im Unrecht.”

Ich: “Wir haben das wirklich gerade erst auf der Regierungsseite gelesen.”

Er: “Nein, das ist… ”

Ihr koennt euch vorstellen, wie das Gespraech weiter geht. Torsten schaut waehrenddessen nochmal auf dem Smartphone nach und zeigt ihm die offizielle Information.

Er:” Oh tatsaechlich, das wusste ich nicht. Naja, dann haben wir heute wohl alle was gelernt.”

Aeh, ja.

p1110716Der restliche Tag sieht ungefaehr so aus wie in diesem Bild. Ich geniesse immer noch die Regenschauer, bin aber auch dankbar fuer eine Tankstelle mit einem Dach, um zu essen und einen Kaffee zu trinken. Und noch besser: Wir haben Rueckenwind, der uns direkt bis nach Rockhampton blaest. Hier bleiben wir fuer ein Festival und ein bisschen Entspannung – mehr dazu naechstes Mal!