Auf der Suche nach meiner Motivation

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Wunderschoene leere Strasse

Wie immer wollen wir von den Autobahnen weg und folgen daher Peters (unser zukuenftiger Gastgeber) Empfehlung, die alte Marlborough-Sarina Strasse in Richtung Mackay zu fahren.

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Tote Schlange

In den naechsten Tagen werden wir den alten Highway lang fahren, wenige Autos, dafuer viele Kaengarus und eine Schlange sehen. Wir werden viel Sonne abbekommen, unzaehlige Huegel rauf und runter fahren, mit Gegenwind kaempfen und schliesslich Bruce kennenlernen. Und mittendrin bekomme ich eine Lektion in Sachen Motivation.

Bevor es losgeht, machen wir einen Grosseinkauf, da es in den naechsten Tagen keine richtigen Einkaufsmoeglichkeiten gibt und schleppen am Ende viel zu viele Lebensmittel mit uns rum. Und wie ihr wisst, bin ich ein bisschen verrueckt, wenn es um Essen geht.

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Ausgetrocknete Weideflaechen

Wir geniessen den ersten Tag auf den ruhigen Strassen und merken, wie es um uns rum immer trockener wird. Die Wasserloecher, die uns Peter zum Schwimmen empfohlen hat, koennen wir nicht finden. Hier hat es lange nicht mehr geregnet. Es gibt wenig Schatten und die Sonne ist unglaublich stark. Als wir eine Pause machen, haelt jemand an, um ein bisschen zu reden und so lernen wir Bruce kennen.

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Bruce macht ein Foto von uns

Er ist auf dem Weg zu einem Arbeitstreffen und bevorzugt genau wie wir die ruhigere Strasse. Und wir koennen unser Glueck kaum fassen, als er seine Kuehltasche aufmacht und uns einen Eiskaffee ueberreicht! Ganz im Ernst – bei diesen Temperaturen gibt es nichts besseres als ein eisgekuehltes Getraenk! Und Bruce verspricht uns sogar, sich am naechsten Tag auf seinem Rueckweg nochmal mit uns zu treffen. Wow!

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Bruce und Torsten

Am Abend kommen wir in Clarke Creek an, einem kleinen Dorf inmitten von grossen Kuhweiden. Die Schuldirektorin erlaubt uns, unser Zelt im Schulgarten aufzustellen – wie cool!

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Zelten im Schulgarten

Am naechsten Tag versuchen wir frueh aufzustehen, um die Mittagshitze zu vermeiden. Naja, immerhin schaffen wir es, um 8 Uhr loszukommen, das ist schon gut fuer uns. Das Radeln am Morgen ist angenehm, da es noch nicht so heiss ist. Je spaeter es wird, desto mehr kaempfe ich aber.

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Huegel in der Ferne

Weit weg von anderen Menschen und von Wasser und dazu der konstante Gegenwind und die nie endenden Huegel in der bruetenden Sonne – das ist mit der Zeit ganz schoen anstrengend. Ich habe keine Lust mehr, moechte nur noch meckern und lasse das auch Torsten wissen. Mehrfach.

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Trockenes Land

Ich finde alles ziemlich doof, bis ich auf einmal merke, dass es diesmal nicht mein Koerper ist, der mit der Herausforderung nicht zurecht kommt. Im Gegenteil zum Anfang dieser Tour, wo ich waehrend Steigungen oft anhalten musste, um meinen Beinen eine Pause zu goennen, ist mein Koerper nicht muede. Klar, die Sonne ist anstrengend, aber meine Beine sind okay. Es ist meine Motivation, die nicht so ganz mitmacht. Und da Torstens Versuche, mich aufzuheitern nicht so ganz erfolgreich sind, merke ich, dass ich was an meiner Einstellung aendern muss, um die Tour weiter zu geniessen.

Und so versuche ich mich an verschiedenen Motivationsstrategien, an die ich mich gar nicht mehr im Detail erinnere. Was wohl am meisten veraendert, ist die Erkenntnis selbst. Und dass ich meine Gefuehle erstmal von der Schlussfolgerung trenne. Vorher habe ich mich schlecht gefuehlt und hatte keine Lust mehr, weil ich dachte, dass ich muede bin und dass das alles zu anstrengend fuer meinen Koerper ist. Und demzufolge konnte ich nicht mehr weiter fahren. Jetzt bin ich immer noch muede von der Sonne, aber meine Muskeln sind wach und ich merke, dass ich Dinge finden muss, mit denen ich mich beschaeftigen kann. Gute statt schlechte Gedanken. Normalerweise ist das kein Problem, weil es genug Ablenkung gibt. Nur hier – weit weg von allem – mit einer Landschaft, die sich nicht viel veraendert und immerwaehrenden Huegeln und Gegenwinden kann das schon mal langweilig und frustrierend sein.

Aber dann treffen wir Bruce wieder und er hat uns diesmal gekuehlten Joghurt mitgebracht (mmmhhh!!!) und isotonische Getraenke aus dem Kuehlfach. Danke Bruce!

Und am Abend, nach einem langen langen Tag, treffen wir zwei Camper, die auf der Suche nach seltenen Voegeln sind. Es ist ganz wunderbar, sich mit ihnen zu unterhalten, zu lachen und Geschichten zu teilen. Und mir faellt auf, dass das einfach alles besser macht. Mein Mangel an Motivation liegt auch an dem Mangel an Menschen in den letzten Tagen. So schoen es allein in der Natur ist – umso schoener ist es dann, das mit anderen Menschen zu teilen!

Of inner monsters and lacking motivation

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Beautiful empty road

Ever eager to get away from highways and traffic we took our future host Peter’s recommendation to cycle the old Marlborough-Sarina Road towards Mackay.

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Dead snake

Over the course of three days we would cycle along the old highway, meet few cars but many kangaroos (which are always too quick for pictures though) and a snake and experience sun, lots of hills, rather strong headwinds and meet Bruce. And in the middle I would get a lesson in self motivation.

Setting out, we carried way too much food as there was only a small and expensive store in the middle of the highway. And as you know I’m a bit crazy when it comes to food.

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Dry cattle paddocks

Still the first day was enjoyable, albeit the terrain started to get drier and we couldn’t find any of those waterholes Peter described to us. It hadn’t rained for a long time in this area. There was little shade and the sun was really strong. So while we were taking a little break someone stopped to have a chat and that’s how me met Bruce.

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Us by Bruce

On his way to a work meeting he preferred the quiet road as well. And we couldn’t believe our luck when he opened his esky and gave us an iced coffee! Seriously, nothing is more amazing than an iced drink on a hot day like that! He even promised to meet up with us again the next day.

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Bruce and Torsten

In the evening we made it to Clarke Creek, a small settlement in the middle of large pastures. The school principal allowed us to set up camp in the school yard – how very cool!

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School yard camp site

The next day we tried to get up early to avoid the midday heat. Well, we left at 8am, that is something for us ;). The morning cycling was quite enjoyable as it wasn’t that hot yet. As the day progressed it got more and more exhausting though.

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Hills in the distance

Somehow the mix of being really away from people, from water and constantly fighting with hills and headwinds in combination under the relentless sun got to me. I was grumpy, did not want to cycle anymore and let Torsten know how beat I was. Repeatedly.

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Dry dry land

It was really bad until I realized something. It was not my body that couldn’t cope. Quite contrary to the beginning of this trip when I often had to stop during hills to rest my legs, my body wasn’t tired. Sure, the sun was exhausting but my legs were doing fine. It was me, my mind, my motivation that was lacking energy. And as all of Torsten’s attempts to better my mood weren’t really successfull, I realized that I will have to deal with self motivation in order to make this trip an enjoyable one.

And so I tried different strategies which I don’t remember in too much detail now. What had probably the most effect was the realization itself and thus the separation of my feelings from the conclusion. Before I felt bad because I thought I’m tired and this is too exhausting for my body and that’s why I can’t cycle any more. Later I was still tired from the sun but my muscles were fine and I realized I had to find ways to keep myself occupied. Thinking good thoughts rather than all the bad ones (this sucks, this is boring, I don’t want to). Usually this isn’t that big of a problem but with the scenery not changing much and hill after hill and constant headwinds it can get boring and frustrating.

And then we met Bruce again who gave us chilled yoghurt (oh, so good!!) and isotonic drinks out of the freezer. Thank you so much, Bruce!!

In the evening, after a long hard day, we met two fellow campers who were on the lookout for rare birds and we enjoyed talking, laughing and sharing stories. And I realized one more thing. People just make everything so much better. And my lack of motivation had a lot to do with being away from people, too. As beautiful as being alone in nature is, sharing that with someone and connecting with people really is a gift.

Fahrradreise als Vollzeitjob

So sehr ich Fahrradfahren mag – und ich geniesse gerade das Fahrradreisen sehr – manchmal fuehlt sich unsere Tour wie ein Vollzeitjob mit Ueberstunden an. In letzter Zeit bin ich staendig beschaeftigt und komme kaum zur Ruhe. Meistens stehen wir um 7 oder 8 Uhr auf, fruehstuecken und packen unsere Sachen. Wenn wir bei jemanden im Gaestezimmer geschlafen und unsere Dinge nicht zu sehr ausgebreitet haben, kann das schnell gehen. Ein bisschen laenger dauert es meistens, wenn wir das Zelt abbauen muessen.

Our already deflated tent between lots of campervans on the Marlborough Hotel Grounds
Zeltabbau beim Marlborough Hotel

Meistens sind wir dann gegen 9 oder 10 Uhr auf dem Rad und fahren so ca. 30km bis zur Mittagspause. Danach fahren wir weitere 30 bis 80 km bis wir unser Tagesziel erreichen / es dunkel wird / wir zu muede sind um weiter zu fahren. Zwischendrin machen wir natuerlich mehrere Pausen, um zu essen und Fotos zu machen oder Saft bzw. manchmal auch ungesuendere Getraenke zu trinken. Wenn wir an unserem Tagesziel ankommen, reden wir mit unseren Gastgeber_innen / bauen unser Zelt auf und machen es uns gemuetlich. Meistens haben wir dann auch schon wieder ziemlich Hunger, so dass wir Essen kochen – manchmal draussen auf unserem Kocher und manchmal in einer voll ausgestatteten Kueche mit unseren Gastgeber_innen.

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Beim Kaffee machen. Wir kochen aber auch damit ;).

Um das Radeln zu ermoeglichen, organisieren wir alle moeglichen Sachen zwischendrin: Supermaerkte finden und einkaufen steht meist an oberster Stelle. Obst und Gemuese kaufen wir wenn moeglich an kleinen Staenden am Strassenrand.

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Obst- und Gemuesestand

Ziemlich wichtig ist fuer uns auch, jeden Tag eine Wasserquelle zu finden. Manchmal ist das ganz einfach, weil es oeffentliche Toiletten mit Trinkwasserzugang gibt oder Wasserhaehne an Straenden. Manchmal ist aber auch nur trockenes Land um uns rum und wir fragen an Bauernhoefen mit Regenwassertanks.

Unsere Kocher laufen mit Benzin, Gas oder Kochbenzin, was wir auch in regelmaessigen Abstaenden auftreiben muessen. Weitere Dinge, die uns beschaeftigen, sind: die richtigen Bremskloetze zu finden, ein Paket von der Poststelle abzuholen, die Fahrraeder reinigen und in Ordnung halten, Platten reparieren, die Maentel wechseln und so weiter und so weiter.

Einen Teil unserer Tage verbringen wir immer damit, unsere Route zu planen und zu ueberlegen, wo wir eigentlich hin wollen (schau nach, wo wir gerade sind).  Das laeuft meistens in mehreren Stadien ab: Momentan sprechen wir im Sinne einer Grobplanung beispielsweise darueber, ueber welche Inseln wir in Indonesien radeln wollen, weil das noch weit weg ist. In Bezug auf Australien haben wir uns heute entschieden, welche Strasse wir fuer die naechsten vier Tage nehmen wollen. Das war relativ einfach, weil es nur zwei Optionen gibt, um Mackay zu erreichen. Manchmal entscheiden wir aber auch erst am Morgen, welche kleinen oder grossen Strassen wir genau nehmen, solange uns die grobe Richtung klar ist. Und manchmal sogar erst, wenn wir an einer Kreuzung stehen und uns entscheiden muessen. Trotz aller Spontaneitaet – das ist ein wichtiger Teil unserer Tage.

Weiterhin sammeln wir Ideen und waegen langfristig ab, wie wir Australien verlassen wollen (Boot / Flug) und mit welchem Visum wir am besten nach Indonesien einreisen. Und alle paar Tage reden wir auch ueber Gegenden, die noch weiter in unserer Radelzukunft liegen – momentan meist ueber Suedostasien.

Alles in allem ist das eine ganze Menge, die bedacht werden will. Am anstrengendsten finde ich oft, dass es uns selten gelingt, diese Dinge direkt von der Liste abzuhaken. Meistens passiert irgend etwas Unerwartetes oder wir finden nicht, was wir brauchen / wollen oder die Zeit vergeht viel zu schnell. Es ist anders als zuhause, wo ich genau weiss, wo ich welches Essen oder Sport- und Campingzubehoer kaufen kann und wo der Wasserhahn mit Trinkwasser ist.

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Eine leicht zu findende Trinkwasserquelle in Toms wunderschoenem Haus in Rockhampton.

Wir finden diese Dinge immer wieder neu heraus. Das laeuft manchmal ganz glatt und kann andere Male furchtbar anstrengend sein und viel Zeit beanspruchen. Eben wie ein Vollzeitjob mit Ueberstunden. Was ich gerade oft vermisse, ist Zeit ohne etwas erledigen zu muessen, Zeit zu lesen und zu schreiben. Zeit, um Menschen kennen zu lernen oder auch Zeit fuer mich alleine.

Oft entspanne ich sobald ich auf dem Fahrrad sitze, weil ich dann Zeit habe, meine Gedanken wandern zu lassen oder mich einfach nur aufs Fahrradfahren zu konzentrieren. Und ansonsten haben wir beschlossen, dass wir mehr Pausentage brauchen (das sind die Tage an denen wir nicht von einem Ort zum naechsten fahren, sondern Zeit fur Erledigungen und Arbeit haben), um auch ein bisschen tatsaechliche Pausen unterzukriegen. In diesem Sinne, ich bin dann mal weg!