So sehr ich Fahrradfahren mag – und ich geniesse gerade das Fahrradreisen sehr – manchmal fuehlt sich unsere Tour wie ein Vollzeitjob mit Ueberstunden an. In letzter Zeit bin ich staendig beschaeftigt und komme kaum zur Ruhe. Meistens stehen wir um 7 oder 8 Uhr auf, fruehstuecken und packen unsere Sachen. Wenn wir bei jemanden im Gaestezimmer geschlafen und unsere Dinge nicht zu sehr ausgebreitet haben, kann das schnell gehen. Ein bisschen laenger dauert es meistens, wenn wir das Zelt abbauen muessen.
Meistens sind wir dann gegen 9 oder 10 Uhr auf dem Rad und fahren so ca. 30km bis zur Mittagspause. Danach fahren wir weitere 30 bis 80 km bis wir unser Tagesziel erreichen / es dunkel wird / wir zu muede sind um weiter zu fahren. Zwischendrin machen wir natuerlich mehrere Pausen, um zu essen und Fotos zu machen oder Saft bzw. manchmal auch ungesuendere Getraenke zu trinken. Wenn wir an unserem Tagesziel ankommen, reden wir mit unseren Gastgeber_innen / bauen unser Zelt auf und machen es uns gemuetlich. Meistens haben wir dann auch schon wieder ziemlich Hunger, so dass wir Essen kochen – manchmal draussen auf unserem Kocher und manchmal in einer voll ausgestatteten Kueche mit unseren Gastgeber_innen.
Um das Radeln zu ermoeglichen, organisieren wir alle moeglichen Sachen zwischendrin: Supermaerkte finden und einkaufen steht meist an oberster Stelle. Obst und Gemuese kaufen wir wenn moeglich an kleinen Staenden am Strassenrand.
Ziemlich wichtig ist fuer uns auch, jeden Tag eine Wasserquelle zu finden. Manchmal ist das ganz einfach, weil es oeffentliche Toiletten mit Trinkwasserzugang gibt oder Wasserhaehne an Straenden. Manchmal ist aber auch nur trockenes Land um uns rum und wir fragen an Bauernhoefen mit Regenwassertanks.
Unsere Kocher laufen mit Benzin, Gas oder Kochbenzin, was wir auch in regelmaessigen Abstaenden auftreiben muessen. Weitere Dinge, die uns beschaeftigen, sind: die richtigen Bremskloetze zu finden, ein Paket von der Poststelle abzuholen, die Fahrraeder reinigen und in Ordnung halten, Platten reparieren, die Maentel wechseln und so weiter und so weiter.
Einen Teil unserer Tage verbringen wir immer damit, unsere Route zu planen und zu ueberlegen, wo wir eigentlich hin wollen (schau nach, wo wir gerade sind). Das laeuft meistens in mehreren Stadien ab: Momentan sprechen wir im Sinne einer Grobplanung beispielsweise darueber, ueber welche Inseln wir in Indonesien radeln wollen, weil das noch weit weg ist. In Bezug auf Australien haben wir uns heute entschieden, welche Strasse wir fuer die naechsten vier Tage nehmen wollen. Das war relativ einfach, weil es nur zwei Optionen gibt, um Mackay zu erreichen. Manchmal entscheiden wir aber auch erst am Morgen, welche kleinen oder grossen Strassen wir genau nehmen, solange uns die grobe Richtung klar ist. Und manchmal sogar erst, wenn wir an einer Kreuzung stehen und uns entscheiden muessen. Trotz aller Spontaneitaet – das ist ein wichtiger Teil unserer Tage.
Weiterhin sammeln wir Ideen und waegen langfristig ab, wie wir Australien verlassen wollen (Boot / Flug) und mit welchem Visum wir am besten nach Indonesien einreisen. Und alle paar Tage reden wir auch ueber Gegenden, die noch weiter in unserer Radelzukunft liegen – momentan meist ueber Suedostasien.
Alles in allem ist das eine ganze Menge, die bedacht werden will. Am anstrengendsten finde ich oft, dass es uns selten gelingt, diese Dinge direkt von der Liste abzuhaken. Meistens passiert irgend etwas Unerwartetes oder wir finden nicht, was wir brauchen / wollen oder die Zeit vergeht viel zu schnell. Es ist anders als zuhause, wo ich genau weiss, wo ich welches Essen oder Sport- und Campingzubehoer kaufen kann und wo der Wasserhahn mit Trinkwasser ist.
Wir finden diese Dinge immer wieder neu heraus. Das laeuft manchmal ganz glatt und kann andere Male furchtbar anstrengend sein und viel Zeit beanspruchen. Eben wie ein Vollzeitjob mit Ueberstunden. Was ich gerade oft vermisse, ist Zeit ohne etwas erledigen zu muessen, Zeit zu lesen und zu schreiben. Zeit, um Menschen kennen zu lernen oder auch Zeit fuer mich alleine.
Oft entspanne ich sobald ich auf dem Fahrrad sitze, weil ich dann Zeit habe, meine Gedanken wandern zu lassen oder mich einfach nur aufs Fahrradfahren zu konzentrieren. Und ansonsten haben wir beschlossen, dass wir mehr Pausentage brauchen (das sind die Tage an denen wir nicht von einem Ort zum naechsten fahren, sondern Zeit fur Erledigungen und Arbeit haben), um auch ein bisschen tatsaechliche Pausen unterzukriegen. In diesem Sinne, ich bin dann mal weg!
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