Nach drei wunderbaren Pausentagen auf der Synchronicity Farm brechen wir um 10 Uhr endlich auf. Es faehrt sich gut auf dem Summerland Way: es ist nicht viel Verkehr und die Huegel sind einfach mit unseren gut erholten Muskeln. Josh und Tomoko haben uns sogar eine Brotzeit aus gegrilltem Gemuese und Salat mitgegeben – eine tolle Abwechslung zu unserem ueblichen Brot mit Aufstrich!
Ausser zum Essen halten wir nicht viel an, weil um uns rum fast nur Wald ist. Genau in diesem Wald finden wir dann aber eine perfekte kleine Lichtung zum Zelten!
Alles in allem ist es ein toller Tag: Ich geniesse das Fahrradfahren, die Huegel, die Landschaft und fuehle mich gut.
Alles gleich und alles anders
Am naechsten Tag ist eigentlich alles gleich und fuehlt sich doch komplett anders an. Wir sind immer noch auf dem schoenen Summerland Way, der uns ueber viele Huegel fuehrt…
… wir finden coole Briefkaesten…
Aber heute ist jeder Huegel anstrengend und wir werden wieder ueber 100km fahren muessen, um unseren Host zu erreichen. Und meine Muskeln sind von gestern noch muede. Im Grunde macht mir also genau das keinen Spass was gestern total schoen und einfach war und meine Stimmung wird einfach nicht besser. Irgendwie erreichen wir schliesslich Lismore, gehen kurz Abendessen einkaufen und radeln zu Rod. Und ich kann es kaum fassen, dass wir zum Schluss noch ueber zwei unglaublich steile Huegel muessen, wo ich mein beladenes Fahrrad kaum hochgeschoben bekomme. Ich kann einfach nicht mehr, will nicht mehr, will nur noch aufhoeren.
Natuerlich ist aufhoeren und am Strassenrand schlafen mitten in der Stadt nicht die beste Option, daher raffe ich mich nach einigen Fluechen doch nochmal auf und schaffe es irgendwie, mein Fahrrad den Berg hochzuschieben. Als wir bei Rod ankommen, werden wir herzlich von ihm und seiner Frau Jean begruesst und Rod bietet uns gleich Bier an. Mit den Getraenken in der Hand entspannen wir uns und kommen ins Gespraech. Rod ist weit und viel gereist und hat viele Geschichten zu erzaehlen. Und ich vergesse mal wieder, wie anstrengend es gerade eben noch war.
Der naechste Tag soll gemuetlich werden und das heisst fuer mich, nicht zu viel und weit zu radeln sondern viele, lange Pausen zu machen. Gesagt getan und so machen wir eine lange Mittagspause in Nimbin, einer kleinen Stadt mit viel Geschichte in Bezug auf Proteste gegen Abholzung von Regenwaeldern. Heute ist sie jedoch eher fuer ein anderes Kraut bekannt *zwinker*.
Auf unserem Weg sehen wir viele dieser Schilder:
Die Menschen hier druecken damit ihr Missfallen gegen den Abbau von Kohle und vor allem Fracking, eine umwelttechnisch aeusserst fragwuerdige Technik zum Abbau von Gas, aus.
Unsere Pause mit leckerem Kaffee ist grossartig und ich komme sogar zum Lesen (abends bin ich meistens zu muede). Weiter geht es dann auf einem Feldweg in den Mebbin Nationalpark – wunderschoen!
Aber steile Huegel auf Feldwegen zu er-fahren ist anstrengend und obwohl wir nochmal eine Pause fuer Muesliriegel machen, bin ich erschoepft und schaffe es kaum zum Campingplatz. Als wir dort ankommen, esse ich fast unsere ganze Tuete mit Nuessen auf und merke, dass ich einfach nur wahnsinnig viel Hunger habe! Der Unterschied im Energiebedarf ist ganz schoen gross je nachdem ob wir flache oder huegelige Strassen haben.
Am naechsten Tag staerken wir uns an diesem kreativen Obstladen und beschliessen dann, unsere Route etwas zu aendern. Momentan bin ich einfach nicht fit genug fuer 1000 Hoehenmeter am Tag und ich moechte lieber langsam mehr machen als oft total fertig zu sein und dann keine Lust mehr zu haben. Fahrradfahren ist fuer mich mehr eine besondere und tolle Art zu reisen und ich moechte, dass es mir dabei gut geht. Natuerlich weiss ich, dass es manchmal auch anstrengend ist und sein darf, aber ich moechte die Strecken lieber langstam steigern und sehe und geniesse all die kleinen Sachen auf dem Weg anstatt nur schnell und weit zu fahren. Und die letzten Tage waren ohnehin ziemlich herausfordernd.
Also schreibe ich eine spontane warmshowers-Anfrage an Robyn und Kevin, ob wir heute nacht bei ihnen schlafen koennen – dafuer kochen wir auch. Die beiden laden uns schon eine halbe Stunde spaeter zu sich ein und ich bin sehr dankbar: Ein echtes Bett und nette Gesellschaft ist genau das was ich jetzt brauche! Auf unserem Weg sehen wir Kunst:
Mit einer Eispause zwischendrin radeln wir also wieder zurueck zur Kueste und kaufen fuers Abendessen ein. Spaeter tauschen wir viele Geschichten uebers Fahrradreisen und so einige Tips fuer weitere Touren aus. Und dann schlafen wir wunderbar in unserem perfekten Gaestezimmer, nur um in der Frueh mit einem leckeren Fruehstueck mit Blick auf einen kleinen Hafen verwoehnt zu werden.
Bevor wir los fahren, biegt Kevin sogar meinen Fahrradstaender wieder gerade – der hatte dem voll bepacktem Fahrrad nicht mehr standgehalten. Danke euch beiden!
Mein Wunsch nach Entspannung ist immer noch sehr stark und so hat Torsten gestern noch einen weiteren Gastgeber gefunden, der nur 40km entfernt wohnt. Das bedeutet wieder einen entspannten Radeltag immer entlang der Gold Coast. Die ‘Goldkueste’ sieht manchmal so aus…
oder so – je nachdem in welche Richtung man schaut ;):
Wir machen sogar noch eine Pause in einer Buecherei und arbeiten ein bisschen. Und dann sind wir kurz nach Sonnenuntergang bei Dan und Phoebe und fuehlen uns gleich wie zuhause. Dan heisst uns total herzlich willkommen und die beiden erzaehlen uns immer wieder, dass wir uns entspannen und verwoehnen sollen. Und so koennen wir nicht widerstehen und bleiben fuer zwei Tage ;). Waehrend die beiden arbeiten, geniessen wir, mal ein ganzes Haus fuer uns zu haben und ich mache fast nichts ausser ein bisschen Fahrradpflege und lesen. Und Kaffeetrinken, weil das gehoert ja irgendwie zu einem guten Buch! Und es ist ganz wunderbar!
Ich bin noch dabei, herauszufinden, was mir gut tut und was ich mag in Bezug aufs lange Fahrradreisen. Und ich merke immer staerker, dass es mir nicht um Distanzen oder Herausforderungen geht, sondern um Landschaft, Menschen, ums Anhalten und Aufsaugen, was um mich rum ist. Ich will Zeit und Energie fuer Fotos haben und fuer Pausen und dann auch mal wieder was ganz anderes machen. In einem unserer Gespraeche hat Joshua von der Synchronicity Farm gesagt: “Am Ende muessen wir das geniessen was wir tun, sonst bringt es keinem was.”
Sehr wahr.