Ich sitze an einer Bank im Gras und sehe einem Fluss zu, der langsam an mir vorueberzieht. Sonne und Schatten wechseln sich ab und das Wasser ist warm genug zum Schwimmen. Ist das hier eigentlich Urlaub?
Auf dem Tisch vor mir steht mein Laptop und ich recherchiere Unterkuenfte fuer ein Seminar in Malaysia. Ich muss das moeglichst noch heute fertig bekommen, weil es hier auf dem Campingplatz Internet gibt und unser Zugang noch bis morgen frueh um 9 Uhr bezahlt ist. Und wenn wir in den naechsten Tagen wieder wandern, weiss ich nicht, ob wir Handynetz geschweige denn Internet oder Strom fuer meinen Laptop haben. Also suche und vergleiche ich und lasse mich waehrenddessen gelegentlich von Sandfliegen stechen. Ist das hier eigentlich Urlaub?
Seit einer Weile habe ich wieder Arbeit, eine Arbeit die mir sehr viel Spass macht. Einiges davon kann und muss ich in den naechsten Wochen online bzw. telefonisch erledigen. Das ist eine grossartige Sache – ich kann inhaltlich das machen was ich moechte und gleichzeitig arbeiten wo immer ich gerade bin! Aber achja genau – ich muss auch arbeiten wo immer ich gerade bin.
Also kein Urlaub. Schliesslich habe ich ja Arbeit. Und trotzdem ist vieles anders. Ich kann mir aussuchen, wann ich arbeite. Ich kann zwischendrin kurz schwimmen gehen und dann weiter machen. Die Ortswahl ist ebenfalls frei und so stehen Buechereien, Cafes und eben Tische am Fluss zur Auswahl. Soweit das WLan reicht. Natuerlich muss ich mich auch an Termine halten und bei 12 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland kann ein einfacher Anruf schon eine koordinatorische Herausforderung bedeuten. Und es ist nicht immer leicht, sich in einem Cafe zu konzentrieren oder sich nach einer Stunde zu fragen, ob es jetzt eigentlich noch okay ist, einen Tisch zu besetzen.
Aber es ist irgendwie schoen so. Es gibt gerade keinen Montag und keinen Samstag, es gibt nur Tage. Das was ich fuer die “Arbeit” mache unterscheidet sich gefuehlt nicht gross von sonstigen Aufgaben. Die “Arbeit” ist irgendwie in meinem LebenĀ verankert. So habe ich auf die Frage: “Und was machst du eigentlich?” gerade keine eindeutige Antwort. Aber dafuer ein paar davon:
Ich reise. Ich wandere. Ich beschaeftige mich mit Themen wie Rassismus und Diskriminierung. Ich lasse mich von Menschen inspirieren. Ich hoere zu. Ich plane Reisen.
Und so.