Ueber Beduerfnisse, Entscheidungen und die Zufriedenheit mit diesen Entscheidungen

Gerade ist in Deutschland Weihnachtsabend und ich hatte diese Vorstellung im Kopf, zuhause anzurufen, wenn alle um den Baum sitzen und so etwas von dieser Stimmung mitzukriegen… Das hat nicht so ganz geklappt:

Wir verbringen den Weihnachtsabend in Neuseeland auf einem Campingplatz an den Mavora Lakes – ein grosses Seengebiet, das wir mit vielen anderen Campern teilen, was aber ansonsten ziemlich abgeschieden liegt. D.h. wir haben kein Handynetz. T hat also die Idee, am naechsten Morgen mit dem Fahrrad ganz frueh zu einem See gegenueber von Queenstown zu fahren, wo es laut Internet Handynetz geben soll. Der See ist 40 km entfernt, wenn ich also spaetestens um halb9 anrufen will, muesste es reichen, um 6 Uhr loszufahren.

Am Tag vorher sagen wir uns noch, dass es auch reicht, den Rucksack morgen in der Frueh zu packen, das geht ja schnell. Um kurz vor Mitternacht dann die Frage, wann wir den Wecker stellen – hm, schon so spaet – eigentlich reicht das ja um viertel vor 6. Soweit der Plan.

Um kurz nach 6 stehen wir dann nach – fuer mich – viel zu wenig Schlaf auf, brauchen ewig fuer die Vorbereitungen und sind so erst gegen viertel nach 7 auf den Raedern. Bis wir aus dem Campingplatz raus sind, ist es viertel vor 8. Aehm… Wie ist das denn eigentlich passiert? Als wir schliesslich auf der Strasse sind und ich merke, dass diese natuerlich nicht flach ist – Notiz an mich selbst: Gehe in Neuseeland nicht von flachen Strassen aus! – weiss ich, dass ich so nicht rechtzeitig zum Telefonieren am See ankommen werde. T meint, dass wir das schon schaffen koennen. Ich bin traurig, habe Heimweh und moechte an dieser besonderen Weihnachtsstimmung zuhause teilhaben.

Nach einigem Hin und Her entscheide ich mich, umzukehren und mit dem Auto bis an den See zu fahren. Ueberzeugt bin ich nicht von dieser Entscheidung – draussen breitet sich grade eine wunderschoene Morgenstimmung aus, die Sonne scheint und waermt die noch kalte Luft. Der Weg fuehrt durch ein Tal, an den Raendern ziehen sich die Berge entlang. Mit dem Auto geht das viel zu schnell an mir vorbei. Aber heute ist es mir das dennoch wert.

Letztendlich dauert auch diese Fahrt viel laenger als geplant und so sitze ich zwar um 10 Uhr mit Handynetz am See, erreiche aber niemanden, weil alle schon beim Weihnachtsgottesdienst sind. Das ist natuerlich kein Weltuntergang, trotzdem war es mir wichtig. Und ich merke, dass es beim Reisen schon oefters passiert, dass Dinge nicht ganz so klappen, wie ich sie mir vorstelle. Das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich, schliesslich bin ich nicht in meiner gewohnten Umgebung und muss mich auf neue Umgebungen einstellen. Und trotzdem wirft es mich immer wieder ein bisschen aus der Bahn.

Zuhause wuerde ich nicht lange vorher planen, wann ich jemanden anrufe. Zum einen gibt es da, wo ich die letzte Zeit gelebt habe, meist Netz und die ein oder andere Bahnfahrt liess sich da auch noch ganz gut ueberbruecken. Und zum anderen hatte ich mit den meisten Menschen, die ich anrufen wollte, eine Zeitzone gemeinsam – d.h. ich musste nicht lange ueberlegen, ob ich sie gerade aufwecke oder ob sie wohl gerade in der Arbeit sind. So konnte ich mein Leben diesbezueglich relativ spontan leben.

Und obwohl ich hier eigentlich auch sehr spontan lebe und manchmal beispielsweise erst kurz vorher weiss, wo ich heute schlafe, erfordern in der Umkehrung die kleinsten Sachen manchmal viel Vorausplanung und Absprachen. Und ich merke, dass ich mir noch genauer ueberlegen muss, was meine Beduerfnisse sind, um dann zu gucken, wie sie sich erfuellen lassen. Es geht mir dabei wirklich nicht darum, alles minutioes zu planen oder mich strikt an alle meine Plaene zu halten, aber wenn mir etwas wirklich wichtig ist, muss ich mir vorher Wege ueberlegen, wie das klappen koennte. Oder einsehen, dass es nicht so wichtig ist oder dass sich meistens dann doch noch andere, unvorhergesehene Moeglichkeiten auftun.

Epilog:

Der Tag war noch wunderschoen – ich habe letztendlich mit meiner ganzen Familie telefoniert, wir waren baden und haben noch eine kleine Radtour unternommen und sind an einer arg touristischen Schafsfarm gelandet. Und dort gab es Eis. Also wieder einmal alles gut gegangen ;).

2 thoughts on “Ueber Beduerfnisse, Entscheidungen und die Zufriedenheit mit diesen Entscheidungen”

  1. Das ist, muss ich zu meiner Schande zugeben, dein erster Blogeintrag den ich lese – und es ist sehr schön und einladend geschrieben. Danke dir dafür!
    Während des Lesens habe ich zudem bemerkt, dass ich dich vermisse – auch wenn wir uns früher wenig gesehen haben.
    Lass dir weiterhin gut gehen und genieße jeden Tag!
    Liabs Griaßle, Michael

    1. Dankeschoen! Ich vermiss dich auch und muss immer noch an den schoenen Besuch zurueckdenken…
      Ganz liebe Gruesse an die Bannmuehle!
      Lisi

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