Verstaendigung und Stress

Seit ungefaehr drei Wochen arbeite ich nun in einem Cafe in einer kleinen Stadt in Neuseeland. Die meiste Gaeste hier sind Tourist_innen auf der Durchreise von vielen Teilen der Welt. Ich spreche mit so einigen Deutschen, was manchmal ein Laecheln und Erleichterung zur Folge hat, weil die rostigen Englischkenntnisse nicht bemueht werden muessen (O-Ton) und oft aber auch keine grosse Begeisterung hervorruft: Schliesslich ist man einmal um die halbe Welt gereist und trotzdem trifft man ueberall Deutsche!

Oft treffe ich jedoch auch Menschen, die nicht oder nur sehr wenig Englisch sprechen und mit denen ich auch sonst keine weitere Sprache gemeinsam habe. Manchmal hilft dann die Speisekarte zur Verstaendigung ueber das gewuenschte Essen oder Getraenk. Wenn jemand dann aber darueber hinausgehende Fragen hat, kann es schon mal ziemlich schwierig werden. Vor kurzem wollte ich einer Person verstaendlich machen, dass ich die Bierflasche aufmachen muss und ihm nicht ungeoeffnet mitgeben kann (Alkoholgesetz Neuseeland). Er hat mir (vermutlich) zu verstehen gegeben, dass er eine der beiden Flaschen erst spaeter trinken will und so ging es eine Weile hin und her. Letztendlich haben wir beide gelaechelt und er hat die Flasche mitgenommen und anschliessend auch gleich getrunken. Das war an sich noch relativ entspannt.

An einem anderen Tag war ich am Abend an der Theke und sah vor mir eine Schlange von hungrigen Menschen, die bis zur Ladentuer reichte. Da wir alle Bestellungen an der Theke aufnehmen, musste ich schnell sein, um niemanden zu lange warten zu lassen. In dieser Situation war eine junge Frau an der Reihe und hat immer wieder nach “noodles” und “soup” gefragt. Ich habe versucht, ihr die Speisekarte zu zeigen und zu erklaeren, dass wir Nudeln und Suppe haben, aber keine Nudelsuppe. Sie hat mir auch versucht, etwas zu erklaeren – vermutlich, dass sie fuer ihr Kind gerne Nudelsuppe gehabt haette – ich habe es aber nicht genau verstanden. Letztendlich haben wir beide weitere versucht, zu erklaren – mit Haenden und Fuessen, mit der Speisekarte und mit einfachen englischen Woertern. Am Ende war ich gestresst, weil hinter ihr so eine lange Schlange war und wir sind nicht zu einer Loesung gekommen.

Als ich am Abend noch darueber nachgedacht habe, ist mir ganz ploetzlich bewusst geworden, dass ich in einem Jahr in einer ganz aehnlichen Situation stecken koennte. Wir wollen mit dem Fahrrad durch viele verschiedene Laender fahren und koennen unmoeglich alle Sprachen ausreichend lernen. Ich werde dann vermutlich auch versuchen, zu sagen, was ich essen moechte und im Optimalfall, dass ich kein Fleisch essen will. Manchmal werde ich dabei wahrscheinlich auf entspannte und gutgelaunte Menschen treffen und manchmal auf Menschen, die gerade einen schlechten Tag haben oder neben meinen noch auf viel mehr Essenswuensche eingehen muessen.

Ich kann nachvollziehen, dass das manchmal frustrierend sein wird. Und manchmal wird vielleicht etwas anderes herauskommen, als ich will oder mir vorgestellt habe. Vielleicht aber ja auch was besseres!

Und fuer die Arbeit jetzt gibt mir das jetzt nochmal etwas mehr Geduld und Aufmerksamkeit, auch wenn die Schlange bis zur Tuer geht.

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