Nach dem 100km Tag ist es ganz schoen schwer, in die Gaenge zu kommen und nicht dauernd anzuhalten. Meine Muskeln fuehlen sich unglaublich muede an und jeder kleine Huegel ist ein Kampf. Wir halten oft an, um kleine Pausen zu machen und dann fuer eine laengere in Coffs Harbour. Unser Kocher braucht schliesslich eine neue Gaspatrone und wir Kaffee. Also goennen wir uns Kaffee in einem Restaurant, was wir ziemlich selten tun und tollerweise spielt genau an dem Tag eine Band am Marktplatz.
Leider wird der Tag nicht juenger und so schwingen wir uns wieder auf die Raeder. Am Tag vorher hatten wir entschieden, dass wir den Summerland Way weg von der Kueste nehmen, um den Highway wieder mal zu vermeiden. Das heisst ein paar mehr Huegel, aber das macht uns normalerweise nichts aus, wenn es dafuer ruhiger ist. Ausser heute, heute bin ich einfach nur muede.
Als wir ein Schild sehen, dass frisches Gemuese direkt von der Farm anpreist, zoegern wir keine Sekunde und fahren zur Farm, um etwas fuer unser Abendessen zu kaufen. Sobald ich die Farm sehe, werde ich neugierig: Auf Schildern stehen Sachen wie ‘forest garden’ (Waldgarten), was ich von einem Buch ueber Permakultur erkenne. Es laufen Huehner, Schafe und Perlhuehner herum und es sieht insgesamt ziemlich einladend und spannend aus. Leider sehen wir niemanden, den wir ansprechen koennten. Also stehen wir ein bisschen herum und fragen uns, ob wir wohl anklopfen sollen. Wir wollen gerne mehr wissen, moechten die Menschen kennenlernen, die das hier aufgebaut haben und sind eben ein bisschen neugierig. Nach ein wenig Ueberlegen klopfen wir an und lernen bald darauf eine lachende Tomoko kennen, die uns von der Seite des Hauses begruesst. Wir kommen sofort ins Gespraech und sie erzaehlt uns ein bisschen ueber die Synchronicity Farm: Ihr Mann Joshua und sie versuchen sich an Permakultur, haben drei Kinder und haben gerade erst einen riesigen Steinofen zum Pizzabacken gebaut.
Und es kommt noch besser: Sie koennten in den naechsten Tagen ein bisschen Hilfe gebrauchen und wir beschliessen schnell, dass das fuer uns alle perfekt ist. Wir koennen ein bisschen Pause vom Fahrradfahren gut gebrauchen und sie bekommen Hilfe bei den Vorbereitungen fuers Pizzabacken. Also bauen wir unser Zelt im Garten auf und sitzen schon bald darauf am Abendessenstisch, wo wir auch Josh und die ganze Familie kennen lernen.
Ich finde unser Leben schon ganz schoen faszinierend gerade: An einem Tag radeln wir 100km und sind am Ende muede und frieren, ohne uns ein warmes Getraenk machen zu koennen. Und am naechsten Tag geniessen wir ein wunderbar vielfaeltiges Abendessen mit frisch fermentiertem Essen (Kimchi und Sauerkraut) – lecker! – und allem was ich mir so vorstellen kann. An einem Tag koennen wir keinen Kaffee machen und am naechsten Tag bekommen wir besten Kaffee aus frischgemahlenen Bohnen von einer italienischen Kaffeemaschine. An einem Tag sitzen wir alleine an einem ruhigen Strand und geniessen das Abendlicht und am naechsten Tag sitzen wir drinnen, inmitten eines Wirbelsturms an Aktivitaeten, Geschichten und Ideen. Das ist absolut faszinierend und grossartig!
Die naechsten Tage verbringen wir in der Kueche und schnippeln Gemuese, bereiten Fleisch vor und backen dann endlich Pizza in dem tollen Ofen! Und ich geniesse es unglaublich: Das ist genau das, was ich gerade brauche. Ein bisschen Zeit ohne Fahrrad aber mit Beschaeftigung, ein bisschen Zeit mit tollen Menschen und Gespraechen ueber das Leben. Tomoko und Joshua sind sehr inspirierend mit ihren Ideen und dem Stueckchen Erde, das Synchronicity Farm ausmacht: Menschen zusammenbringen, Wissen ueber Essen sammeln und verbreiten und vor allem das geniessen, was sie tun. Danke euch beiden von ganzem Herzen, dass ihr das ein paar Tage mit uns geteilt habt – es war genau das, was wir gebraucht haben!