Gruppen und ihre Bedeutung

Die letzten Tage bevor wir Te Anau verlassen, bin ich oft unruhig und weiß nicht genau warum. Ich frage mich, ob ich die Arbeit vermissen werde oder das Gefühl, eine feste Aufgabe zu haben. Oder wird mir fehlen, dass ich in den letzten Wochen immer duschen konnte, wenn ich wollte oder dass nachts aufs Klo müssen, nicht heißt, sich erst anzuziehen und in die kalte Nacht raus zu müssen? 😉

Irgendwann kommt mir der Gedanke, der sich richtig anfühlt: Ich werde vermissen, Teil einer Gruppe zu sein. So komisch das erst einmal klingen mag – schliesslich bin ich auch beim Reisen nie alleine, aber dennoch haben Gruppen eine ganz besondere Bedeutung für mich: Ich habe mich seit ich denken kann, viel in Gruppen aufgehalten. Schon in der Schulzeit hatte ich mehrere Freundeskreise, die alle auf unterschiedliche Art und Weise wichtig waren und die ich nicht missen möchte. Später habe ich viele meiner wichtigsten Lernerfahrungen und Erkenntnisse in verschiedenen Gruppenzusammenhängen gesammelt, sei es auf verschiedenen Seminaren oder in Gruppen, die sich fuer etwas bestimmtes engagieren oder einsetzen.

So gerne ich manchmal alleine bin oder ein Gespräch zu zweit führe, brauche ich diese Verbindung mit mehreren Menschen doch in gleichem Masse. In Gruppen herrscht eine andere Dynamik als alleine oder zu zweit: Ideen können kreativer weitergesponnen werden, ich muss nicht alles alleine machen, sondern kann im Idealfall meine Stärken nutzen. Gleichzeitig kann ich in unterschiedlichen Gruppenzusammenhängen verschiedene Rollen übernehmen und mich so immer wieder anders einbringen. Dadurch werde ich immer wieder neu gefordert und entwickele mich weiter. Oder kann mich auch mal ausruhen, weil mir jemand etwas abnimmt.

Natürlich habe ich auch negative Seiten von Gruppen kennengelernt – so zum Beispiel die Seminargruppen an der Uni, wo viele oft nur das Nötigste gemacht haben. Aber in den selbstorganisierten Gruppen der letzten Jahre überwiegen die positiven Erfahrungen.

In den letzten Wochen war ich Teil einer Gruppe von Menschen, die gemeinsam in einem Cafe gearbeitet haben. Das war mit allen stressigen und entspannten Zeiten eine wertvolle Erfahrung und hat mich daran erinnert, wie wichtig mir diese Verbindung zu mehreren Menschen doch ist.

In diesem Sinne: Welchen Gruppen gehörst Du an? Welche Rollen übernimmst Du in diesen Zusammenhängen und welche würdest Du gerne übernehmen? Warum sind diese Gruppen wichtig für Dich?

Fahrrad als Sportgerät vs. Fortbewegungsmittel in Neuseeland

Bevor ich nach Neuseeland geflogen bin, habe ich einige Zeit überlegt, ob ich mein Fahrrad mitnehme oder mir hier ein neues kaufe. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass China Airlines das Rad kostenlos transportiert, solange ich die Gewichtsgrenze von 30 Kilogramm nicht überschreite, war die Entscheidung gefallen: Das Rad kommt mit!

In den vier Monaten, die ich nun hier bin, war ich oft schon sehr froh, ein Fahrrad zur Fortbewegung zu haben: Vor allem in Städten ist es herrlich entspannt, keinen Parkplatz für das Auto suchen zu müssen, sondern einfach mit dem Rad los zu rollen. Und trotzdem lassen sich auch größere Distanzen einfach überwinden ohne den örtlichen Nahverkehr verstehen oder bezahlen zu müssen. So kann ich mir Orte auf eine ganz andere Art schnell und unabhängig erschließen.

Auf gleichgesinnte Fahrradfahrer_innen treffe ich jedoch eher selten: Die Fahrradständer vor Läden und Cafés sind meist leer und bis auf einige Tourenfahrer_innen sehe ich relativ selten Menschen auf zwei Rädern. Fahrräder sind hingegen keine Seltenheit – sie begegnen mir nur meist auf einem Autofahrradständer. Mein Eindruck ist, dass Fahrräder hier weniger als Fortbewegungsmittel, sondern mehr als Sportgerät benutzt werden. )Natuerlich gibt es auch Ausnahmen, so habe ich zum Beispiel in Dunedin vor der Uni ganz viele Fahrräder gesehen.=

In jedem Fall gibt es viele ausgeschriebene Mountainbikestrecken und eine davon haben wir am Wochenende ausprobiert.

Mountainbiketour zum Mount Bee oder: Fahrradfahren lernen

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Mountainbiketrack am Mt. Bee in den Eyre-Mountains

Das war insgesamt eine durchaus lustige Erfahrung: Grundsätzlich fühle ich mich auf dem Fahrrad doch recht sicher – immerhin begleitet mich dieses eine Rad seitdem ich 15 Jahre alt bin. Grundsätzlich fahre ich dazu sehr gerne Fahrrad, auch bergauf und bergab. Auf Asphalt.

Auf der Strecke zum Mt. Bee habe ich mich hingegen teilweise gefühlt, als würde ich das Fahrradfahren neu lernen müssen. Die Straße war an manchen Stellen sehr ausgewaschen und hatte tiefe Gräben. Dazwischen große Steine und Sand auf dem es sich gut rutschen lässt. Teilweise bin ich also immer nur ein paar Meter weiter gekommen, bis das nächste Hindernis kam. Genauso bergab: Die riesigen Steine und der rutschige Sand ließen nicht das beste Fahrgefühl aufkommen.

Irgendwann habe ich es geschafft, mich zu überwinden und daran zu erinnern, dass ich ja eigentlich ein Mountainbike habe. Die Reifen sind dafür gemacht, auch rauere Untergründe auszuhalten und auch wenn der Hinterreifen ein bisschen wegrutscht, heißt das nicht automatisch, dass ich hinfallen werde. Und siehe da – es hat funktioniert!! Abwärts überraschenderweise besser als aufwärts, aber auch gut! Mit ein paar Tipps zu einer besseren Haltung und Bremsverhalten und etwas Überwindung konnte ich es am Ende sogar genießen.

Und wenn es auch nicht meine Lieblingsbeschäftigung werden wird – es wird mir auf alle Fälle ein bisschen mehr Sicherheit auf dem Fahrrad bringen und noch dazu ein bisschen Übung für schlechte Straßenverhältnisse! Und wer kann dieser Aussicht schon wiederstehen?

Eyre-Mountains
Eyre-Mountains im Dunst
Allüberall die Tussock-Gräser in den Eyre-Mountains
Allüberall die Tussock-Gräser in den Eyre-Mountains

Ueber Beduerfnisse, Entscheidungen und die Zufriedenheit mit diesen Entscheidungen

Gerade ist in Deutschland Weihnachtsabend und ich hatte diese Vorstellung im Kopf, zuhause anzurufen, wenn alle um den Baum sitzen und so etwas von dieser Stimmung mitzukriegen… Das hat nicht so ganz geklappt:

Wir verbringen den Weihnachtsabend in Neuseeland auf einem Campingplatz an den Mavora Lakes – ein grosses Seengebiet, das wir mit vielen anderen Campern teilen, was aber ansonsten ziemlich abgeschieden liegt. D.h. wir haben kein Handynetz. T hat also die Idee, am naechsten Morgen mit dem Fahrrad ganz frueh zu einem See gegenueber von Queenstown zu fahren, wo es laut Internet Handynetz geben soll. Der See ist 40 km entfernt, wenn ich also spaetestens um halb9 anrufen will, muesste es reichen, um 6 Uhr loszufahren.

Am Tag vorher sagen wir uns noch, dass es auch reicht, den Rucksack morgen in der Frueh zu packen, das geht ja schnell. Um kurz vor Mitternacht dann die Frage, wann wir den Wecker stellen – hm, schon so spaet – eigentlich reicht das ja um viertel vor 6. Soweit der Plan.

Um kurz nach 6 stehen wir dann nach – fuer mich – viel zu wenig Schlaf auf, brauchen ewig fuer die Vorbereitungen und sind so erst gegen viertel nach 7 auf den Raedern. Bis wir aus dem Campingplatz raus sind, ist es viertel vor 8. Aehm… Wie ist das denn eigentlich passiert? Als wir schliesslich auf der Strasse sind und ich merke, dass diese natuerlich nicht flach ist – Notiz an mich selbst: Gehe in Neuseeland nicht von flachen Strassen aus! – weiss ich, dass ich so nicht rechtzeitig zum Telefonieren am See ankommen werde. T meint, dass wir das schon schaffen koennen. Ich bin traurig, habe Heimweh und moechte an dieser besonderen Weihnachtsstimmung zuhause teilhaben.

Nach einigem Hin und Her entscheide ich mich, umzukehren und mit dem Auto bis an den See zu fahren. Ueberzeugt bin ich nicht von dieser Entscheidung – draussen breitet sich grade eine wunderschoene Morgenstimmung aus, die Sonne scheint und waermt die noch kalte Luft. Der Weg fuehrt durch ein Tal, an den Raendern ziehen sich die Berge entlang. Mit dem Auto geht das viel zu schnell an mir vorbei. Aber heute ist es mir das dennoch wert.

Letztendlich dauert auch diese Fahrt viel laenger als geplant und so sitze ich zwar um 10 Uhr mit Handynetz am See, erreiche aber niemanden, weil alle schon beim Weihnachtsgottesdienst sind. Das ist natuerlich kein Weltuntergang, trotzdem war es mir wichtig. Und ich merke, dass es beim Reisen schon oefters passiert, dass Dinge nicht ganz so klappen, wie ich sie mir vorstelle. Das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich, schliesslich bin ich nicht in meiner gewohnten Umgebung und muss mich auf neue Umgebungen einstellen. Und trotzdem wirft es mich immer wieder ein bisschen aus der Bahn.

Zuhause wuerde ich nicht lange vorher planen, wann ich jemanden anrufe. Zum einen gibt es da, wo ich die letzte Zeit gelebt habe, meist Netz und die ein oder andere Bahnfahrt liess sich da auch noch ganz gut ueberbruecken. Und zum anderen hatte ich mit den meisten Menschen, die ich anrufen wollte, eine Zeitzone gemeinsam – d.h. ich musste nicht lange ueberlegen, ob ich sie gerade aufwecke oder ob sie wohl gerade in der Arbeit sind. So konnte ich mein Leben diesbezueglich relativ spontan leben.

Und obwohl ich hier eigentlich auch sehr spontan lebe und manchmal beispielsweise erst kurz vorher weiss, wo ich heute schlafe, erfordern in der Umkehrung die kleinsten Sachen manchmal viel Vorausplanung und Absprachen. Und ich merke, dass ich mir noch genauer ueberlegen muss, was meine Beduerfnisse sind, um dann zu gucken, wie sie sich erfuellen lassen. Es geht mir dabei wirklich nicht darum, alles minutioes zu planen oder mich strikt an alle meine Plaene zu halten, aber wenn mir etwas wirklich wichtig ist, muss ich mir vorher Wege ueberlegen, wie das klappen koennte. Oder einsehen, dass es nicht so wichtig ist oder dass sich meistens dann doch noch andere, unvorhergesehene Moeglichkeiten auftun.

Epilog:

Der Tag war noch wunderschoen – ich habe letztendlich mit meiner ganzen Familie telefoniert, wir waren baden und haben noch eine kleine Radtour unternommen und sind an einer arg touristischen Schafsfarm gelandet. Und dort gab es Eis. Also wieder einmal alles gut gegangen ;).