Ueber das Unterwegssein und aus dem Rucksack leben

In letzter Zeit kommt es mir so vor, als wuerden dauernd Sachen kaputt gehen. Kaum habe ich den Reissverschluss meines Fleecepullis zum 10. Mal repariert, geht der Hueftgurt meines Rucksacks kaputt und das naechste Loch in einer der immerhin drei langen Hosen, die ich dabei habe, will geflickt werden. Und schliesslich mache ich beim 11. Reparierversuch meines Fleecepullis den Reissverschluss endgueltig kaputt. Und die loechrige Hose loest sich auch noch an einer anderen Stelle auf.

Natuerlich sind auch zuhause Sachen kaputt gegangen und ich habe mal etwas geflickt. Aber momentan faellt mir das viel mehr auf. Ein Grund ist wohl, dass ich gerade aus dem Rucksack bzw. diversen Taschen lebe und meine Besitztuemer somit sehr begrenzt sind. Dazu kommt, dass ich plane, fuer ein paar Jahre unterwegs zu sein und keinen festen Job mit regelmaessigem Einkommen zu haben. Das schraenkt die zur Verfuegung stehenden Mittel doch etwas ein, weswegen ich gerade noch mehr als vorher versuche, Klamotten lange zu benuetzen sowie zu reparieren und wenn moeglich gebraucht statt neu zu kaufen.

Das geht alles, es erfordert im Prinzip nur mehr Zeitaufwand – Zeit, die ich vorher vielleicht damit verbacht haette, Geld zu verdienen, um Sachen neu zu kaufen?! Jetzt verbringe ich eben diese Zeit dann manchmal mit Naehen, Reparieren oder der Recherche, wo es ein guenstiges (gebrauchtes) Merinoshirt gibt oder wer meinen Rucksack reparieren koennte. Manchmal macht das Spass – zum Beispiel im Falle meines Merinoshirts fuer 5 Euro, dass schon den 5-Tage-Wandertest ueberstanden hat ;). Und manchmal finde ich es auch ein bisschen anstrengend, weil ich fuer Naehen eigentlich ein bisschen zu ungeduldig bin. Aber eigentlich ist es ganz oft nur eine Frage der Ueberwindung meines Schweinehundes und schliesslich ermoeglicht mir das unter anderem gerade, mein Leben auf eine ganz andere Art zu gestalten.

Diese Zeilen schreibe ich zum Beispiel in Fiordland, einem ganz wunderbaren Naturgebiet in Neuseeland und das naechste Loch flicke ich dann vielleicht in an einem Strand hier in der Naehe oder einer Stadt in Malaysia. Kitschig-romantisch? Mag sein! Irgendwie ist da aber eben auch so ein Koernchen Wahrheit dran.

Verstaendigung und Stress

Seit ungefaehr drei Wochen arbeite ich nun in einem Cafe in einer kleinen Stadt in Neuseeland. Die meiste Gaeste hier sind Tourist_innen auf der Durchreise von vielen Teilen der Welt. Ich spreche mit so einigen Deutschen, was manchmal ein Laecheln und Erleichterung zur Folge hat, weil die rostigen Englischkenntnisse nicht bemueht werden muessen (O-Ton) und oft aber auch keine grosse Begeisterung hervorruft: Schliesslich ist man einmal um die halbe Welt gereist und trotzdem trifft man ueberall Deutsche!

Oft treffe ich jedoch auch Menschen, die nicht oder nur sehr wenig Englisch sprechen und mit denen ich auch sonst keine weitere Sprache gemeinsam habe. Manchmal hilft dann die Speisekarte zur Verstaendigung ueber das gewuenschte Essen oder Getraenk. Wenn jemand dann aber darueber hinausgehende Fragen hat, kann es schon mal ziemlich schwierig werden. Vor kurzem wollte ich einer Person verstaendlich machen, dass ich die Bierflasche aufmachen muss und ihm nicht ungeoeffnet mitgeben kann (Alkoholgesetz Neuseeland). Er hat mir (vermutlich) zu verstehen gegeben, dass er eine der beiden Flaschen erst spaeter trinken will und so ging es eine Weile hin und her. Letztendlich haben wir beide gelaechelt und er hat die Flasche mitgenommen und anschliessend auch gleich getrunken. Das war an sich noch relativ entspannt.

An einem anderen Tag war ich am Abend an der Theke und sah vor mir eine Schlange von hungrigen Menschen, die bis zur Ladentuer reichte. Da wir alle Bestellungen an der Theke aufnehmen, musste ich schnell sein, um niemanden zu lange warten zu lassen. In dieser Situation war eine junge Frau an der Reihe und hat immer wieder nach “noodles” und “soup” gefragt. Ich habe versucht, ihr die Speisekarte zu zeigen und zu erklaeren, dass wir Nudeln und Suppe haben, aber keine Nudelsuppe. Sie hat mir auch versucht, etwas zu erklaeren – vermutlich, dass sie fuer ihr Kind gerne Nudelsuppe gehabt haette – ich habe es aber nicht genau verstanden. Letztendlich haben wir beide weitere versucht, zu erklaren – mit Haenden und Fuessen, mit der Speisekarte und mit einfachen englischen Woertern. Am Ende war ich gestresst, weil hinter ihr so eine lange Schlange war und wir sind nicht zu einer Loesung gekommen.

Als ich am Abend noch darueber nachgedacht habe, ist mir ganz ploetzlich bewusst geworden, dass ich in einem Jahr in einer ganz aehnlichen Situation stecken koennte. Wir wollen mit dem Fahrrad durch viele verschiedene Laender fahren und koennen unmoeglich alle Sprachen ausreichend lernen. Ich werde dann vermutlich auch versuchen, zu sagen, was ich essen moechte und im Optimalfall, dass ich kein Fleisch essen will. Manchmal werde ich dabei wahrscheinlich auf entspannte und gutgelaunte Menschen treffen und manchmal auf Menschen, die gerade einen schlechten Tag haben oder neben meinen noch auf viel mehr Essenswuensche eingehen muessen.

Ich kann nachvollziehen, dass das manchmal frustrierend sein wird. Und manchmal wird vielleicht etwas anderes herauskommen, als ich will oder mir vorgestellt habe. Vielleicht aber ja auch was besseres!

Und fuer die Arbeit jetzt gibt mir das jetzt nochmal etwas mehr Geduld und Aufmerksamkeit, auch wenn die Schlange bis zur Tuer geht.

Doch ein Blog

So, nachdem ich viel ueberlegt habe, ob ich weiter Rundmails schreiben oder doch auf einen Blog umsteigen moechte, werde ich mich nach ueber 10 Jahren nun wieder an einem Blog versuchen. Themen werden alle moeglichen Dinge sein, die mich in den naechsten Jahren auf meinen Reisen zu Fuss, mit Fahrrad oder momentan noch Auto beschaeftigen werden. Gedanken uebers Wandern und Reisen oder wandernde Gedanken, Wandering Thoughts eben.


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